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Standpunkte, Stimmen und Kommentare
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Ich Jane? Nee! Aber eine bronzene Großskulptur wirft viele deutlich tiefgründigere Fragen auf.
Der Künstler Johannes Gramm hat Großes vor. Seine vier Meter hohe Skulptur wird ein Symbol für den Rest der Wildheit sein, die uns in der Zivilisation noch geblieben ist.
Einmal aus vollem Halse brüllen, mit dem berühmten Urschrei alle Wut und Anspannung in die Welt hinaus schreien – das will wohl jeder mal. Doch wer tut das schon? Nachbarn könnten sich wundern, Mitmenschen sich belästigt fühlen. In einem Ballungsraum nimmt man eben Rücksicht. Außerdem macht so ein zügelloser Schrei nicht immer einen guten Eindruck, denn Zurückhaltung und Contenance sind gefragt.
Einen legitimen Brüller könnte man höchsten in der legendären Urschreitherapie ablassen. Doch nicht jeder, der seine Stimmbänder auf ihre Reißfestigkeit testen möchte, begibt sich gleich in die Hände eines Psychologen. Schön wäre es natürlich, gäbe es einen unverfänglichen und kostenlosen Anlass, einfach drauflos zu brüllen. Fänden wir z.B. bei einem Spaziergang durch die Essener Wälder eine Skulptur, die uns auffordert, durch sie hindurch zu rufen, so täten wir es mit Sicherheit.
Der Künstler Johannes Gramm plant für das Jahr 2010 eine Großskulptur, die genau diesen Service bieten soll. Einen monumentalen Tarzan, vier Meter hoch, aus Bronze gegossen, plant Gramm irgendwo im Grüngürtel von Essen zu installieren. Über ein stabiles Gerüst wird der "Besucher" den bronzenen Waldbewohner erklimmen können, um ihn im wahrsten Sinne des Wortes als Sprachrohr zu gebrauchen. Denn der Kopf der Skulptur fungiert als Flüstertüte. Durch sie kann gebrüllt, rezitiert, gesungen oder auch geflucht werden.
Ein Vergleich mit der berühmten Speakers Corner in London liegt nahe. Allerdings übernimmt hier jeder Redner die direkte Verantwortung für seine rhetorischen Ausflüge und muss natürlich auch mit den ebenso direkten Reaktionen seiner Zuhörer leben.
Gramms Tarzan wird es seinem "Nutzer" in dieser Hinsicht leichter machen. Er nimmt alle Schuld auf sich, denn der Redner selbst bleibt weitestgehend unsichtbar. Dem einen oder anderen mitteilungsbedürftigen Spaziergänger wird es so leichter fallen, durch den bronzenen Tarzan seine Seele zu erleichtern.
Beim Kulturhaupstadt-Büro ist das Tarzan-Projekt seit Dezember eingereicht. Ob es wirklich realisiert werden kann, ist noch nicht geklärt. Zur Finanzierung der Kosten von rund 100.000 Euro, gibt es zumindest schon einige Merchandising-Artikel, die auf Tarzans Internetseite zu bestellen sind. Herren und Damen T-Shirts mit dem TIZ-Logo gibt es schon ab 25,- Euro. Die auf fünfzig Stück limitierte, signierte Version (nicht waschbar) kostet 100,- Euro.