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Standpunkte, Stimmen und Kommentare
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In Rem Kolhaas‘ Glaskasten hoch oben auf der Kohlenwäsche werden auch im Jahre 2008 regelmäßig die kleinen feinen ruhrlounge-Konzerte stattfinden.
Vor einigen Tagen noch galt die kleine Konzertreihe ruhrlounge auf Zollverein als Geheimtipp. Doch seit Freitag wird sich dieser Status wohl radikal geändert haben, denn der fast zweistündige Gig des Duos Friend’n Fellow dürfte beim Publikum einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.
Voll war es hoch oben auf dem Dach des zukünftigen Ruhrmuseums. Rund 250 Leute hatten sich in luftigen vierzig Metern Höhe eingefunden. Nachzügler konnten keinen Stuhl mehr ergattern. Im hinteren Teil der Lounge luden kleine Stehtische auch zum Blick über das nächtlich beleuchtete Ruhrgebiet, aber hauptsächlich auf die schmucklose Bühne ein.
Zwei einfache Holzhocker, zwei Mikrofone, mehr gab es zunächst nicht zu sehen. Kein Chichi, kein unnötiger Schnörkel, keine überflüssige Deko – vom ersten Moment an war klar, hier geht es nur um die Musik.
Verblüffend waren die ersten Töne von Friend'n Fellow dennoch. Constanze Friends Stimme brillierte von ganz tiefem Samt bis zu metallischen Höhen immer in ganz engem Kontakt zu der Gitarre ihre Partners Thomas Fellow. Letzterer wiederum lies so manchen Atem stocken, wenn er mit nur zehn Fingern seinem Instrument Töne und Rhythmen entlockte, die eigentlich unspielbar sind – für den Laien zumindest.
In den vielen Variationen und Improvisationen von Soul und Blues konnten die Zuhörer oft erst nach einigen Takten alt bekannte Stücke neu entdecken. Wie bereits auf seinem Album "Coverd" (2005) brachte das 1991 gegründete Duo am Freitag seine ganz eigenen Interpretationen von Klassikern, wie z.B. von Nina Simone oder Lisa Stansfield. Insbesondere bei ursprünglich sehr soul-fernen Stücken wie "Highway to hell" von ACDC oder "Ring of fire" von Johnny Cash zeigten Stimme wie Gitarre virtuoses Können und viel Humor.
Aber auch mit ihren eigenen Kompositionen, soeben auf die neue CD namens "Crystal"
gepresst, konnten Friend'n Fellow dem Publikum mühelos eine Gänsehaut
über den Rücken jagen. Es machte großen Spaß, den beiden Musikern
zuzusehen, wie sie Spaß hatten. Und den teilten Constanze Friend und Thomas Fellow nicht nur über ihre musikalische Zwiesprache mit dem Publikum.
Mit kleinen Anekdoten und Erläuterungen überbrückten sie sehr schnell die Stufe zwischen Bühne und Saal. So, wie die von Bluebird (Constanze Friend) und Coolcat (Thomas Fellow), die sich über die Betitelung eines Stückes nicht einig werden konnten, weil eine Frau Musik nunmal anders hört, als ein Mann.
Friend'n Fellow muss man sacken lassen, soviel ist klar. Es braucht einige Zeit, bis sich die Schockstarre gelöst hat und einem Lächeln Platz macht, das sich mit der Erinnerung an ihre Musik unweigerlich in die Augen zaubert. (Die Autorin ärgert sich gerade ein Loch in den Bauch, dass sie nach dem Konzert keine CD gekauft hat, die sie natürlich auch nicht hat signieren lassen und stellt fest, dass es nicht Übleres gibt als eine verpasste Chance.)
Das nächste Mal, am 24.11.2007, kommen die Stühle 'raus. Denn zum Saisonabschluss soll in der ruhrlounge eine Funk- und Soulparty mit dem amerikanischen Entertainer Karl Frierson gefeiert werden. Voraussichtlich ab Februar 2008 wird die Konzertreihe dann im zwei monatigen Rhythmus fortgesetzt.