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Standpunkte, Stimmen und Kommentare
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Die großen Museen haben sich für 2007 viel vorgenommen.
Zum Jahreswechsel gönnen wir uns einen Ausblick auf die Ausstellungs-Highlights des Jahres 2007. Kalender gezückt und notiert bitte, denn die Kunstlandschaft des Ruhrgebietes und seiner Peripherie hat im kommenden Jahr wieder viele Preziosen zu bieten.
Beginnen wir in unserer unmittelbaren Umgebung. Das Museum Folkwang in Essen konnte in den vergangenen Jahren schon mit verschiedensten sehr publikumsträchtigen Ausstellungen aufwarten. Zu Beginn des Jahres 2007 nun widmet sich das Haus dem französischen Bildhauer Auguste Rodin. Unter dem Titel "August Rodin – der Kuss, die Paare" sind dort vom 27. Januar bis zum 8. April 2007 35 Plastiken in Marmor, Bronze und Gips sowie zahlreiche Zeichnungen und Aquarelle des 1840 in Paris geborenen Künstlers zu sehen.
Ein zentrales Schaffensgebiet Rodins erschließt sich in einer Fülle von zwei- und dreidimensionalen Arbeiten zum Thema "Paare". Die weltberühmte Bronzeskulptur "Der Kuss" von 1882 steht im Zentrum der Ausstellung. Lange Zeit als Ikone der innigen, sinnlichen Liebe betrachtet und interpretiert, wird sie nun in ein neues, analytischeres Licht gerückt. Die Deutungen der Vergangenheit sind vielfach nur anhand von Fotografien der Skulptur entstanden. Natürlich können Fotografien einen Eindruck von einer Skulptur verschaffen, Maßangaben können eine Idee von ihrer Größe geben.
In der Natur eines dreidimensionalen Kunstwerkes liegt es jedoch, dass der Betrachter es umschreiten muss, um es in seiner Gänze zu erschließen. In Kooperation mit der Hypo-Kunsthalle in München gibt uns das Folkwang Museum nun die Chance einer Live-Betrachtung, die uns einige neue Ansichten im wahrsten Wortsinn verspricht.
Reisen wir nun weiter nach Düsseldorf. Auch hier werden wir in Sinnlichkeit schwelgen, denn vom 3. Februar bis zum 28. Mai gibt es in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen den "ganz Großen". "Pablo Picasso – Malen gegen die Zeit" betitelt eine Auswahl von späten Arbeiten, die zwischen 1960 und 1972 in Mougins entstanden. Dorthin hatte er sich 1961 mit seiner letzten Lebensgefährtin und Frau, Jacqueline Roque, zurückgezogen.
1973, im Todesjahr Picassos, urteilte der amerikanische Kunsthistoriker Douglas Cooper vernichtend über das Spätwerk: "Unzusammenhängende Schmierereien, ausgeführt von einem rasenden Greis im Vorzimmer des Todes!", so nannte er die wilden und furiosen von Geschwindigkeit geprägten Malereien. Erst seit dem Beginn der 80er Jahre konnte das radikale Spätwerk Picassos Schritt für Schritt in Ausstellungen aufgearbeitet werden und somit eine breitere Akzeptanz finden.
Die Ausstellung, die schon seit dem 22. September 2006 in der Albertina in Wien gezeigt wird, vereint mehr als 60 Gemälde, 30 Zeichnungen, acht Skulpturen. 1968 entstand in einem Schaffensrausch die 347 Blätter umfassende "Suite 347". Aus ihr und der "Suite 156" von 1970 sind zusätzlich rund 60 Radierungen sehen, die der Kurator Werner Spies den freien und kraftvollen Malereien gegenüberstellt. Der meisterhafte Zeichner und Radierer Picasso ist zugleich ein Maler der aus dem wilden Gestus explizite Sexualität und scheinbare Formlosigkeit auf die Leinwand bringt?
Ja! Und das macht die Spannung dieser Ausstellung aus. Aktfiguren, pastorale Liebesszenen, ungleiche Paare, die Maskerade der Mantel- und Degenstücke dominieren das Werk der letzten Lebensjahre. Die provozierende Sinnlichkeit der weiblichen Akte steht in krassem Gegensatz zu der autobiografischen Figur des Voyeurs, der verkleidet als Maler, Bildhauer, Musketier oder alter Mann in Erscheinung tritt.
Der größte Künstler des 20. Jahrhunderts kämpft gegen die Zeit! Was für eine tragische Vorstellung. Sein Drang zu malen und zu zeichnen muss so unendlich groß gewesen sein, dass die Ohnmacht angesichts seiner ablaufenden Lebenszeit wohl ins Unermessliche gewachsen ist.
"Auguste Rodin – Der Kuss, die Paare" vom 27.01. bis zum 08.04., Museum Folkwang, Essen.
"Picasso – Malen gegen die Zeit" vom 03.02. bis zum 28.05., Kunstsammlung NRW, Düsseldorf.