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Standpunkte, Stimmen und Kommentare
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Im Weltkulturerbe Zeche Zollverein gab es vom 2. bis zum 4. November wieder die Kunst im Quadrat.
Die Kunstmesse „contemporary art ruhr“ in den Hallen der Zeche Zollverein hatte am vergangenen Wochenende mehr Besucher denn je. Die Eröffnung am Freitag war proppen voll, der Samstag über den Tag gut besucht. Am Sonntag wurden die Veranstalter kaum Herr über die Flut der Besucher, die aus ganz Deutschland angereist waren.
Allein das Kulturhauptstadtbüro zeigte keinen Hauch von Interesse an starken Bildern und hüllte sich in Schweigen.
100 Aussteller, davon sechzig Künstler und – ganz neu – vierzig Galerien, Kunst-Projekte, Verbände und Museen kann man doch nicht so einfach übersehen. Insbesondere da das Projekt der Kuratoren Silvia Sonnenschmidt und Thomas Volkmann seit drei Jahren stetig wächst und nun auch deutschlandweit Beachtung findet. Und das nicht nur bei den Künstlern.
Die Vielfalt der künstlerischen Positionen
In der Vorbereitung der Messe musste sich die sechsköpfige Jury, zu der auch Dr.Sabine Maria Schmidt vom Museum Folkwang gehörte, streng auf die Künstler konzentrieren, die das vorgegebene räumliche Konzept der 2,20 m x 2,20 m aufgenommen und in ihrer Arbeit umgesetzt hatten. Hauptsächlich Installationen, Skulpturen und Plastiken fanden so den Weg nach Zollverein, wo sich am Wochenende die unterschiedlichsten künstlerischen Positionen zu einer spannenden Schau zusammenfügten.
Das experimentelle Typogramm "LEGAL EGAL" des Braunschweigers Stephan Groß z.B. durften die Besucher verändern, neu legen und neue Worte und grafische Strukturen in ihm erfinden. Ganz in der Nähe zeigte Hubert Steins seine filigranen Wachsportraits aus der zwölfteiligen Serie "Schattenland".
Den Publikumspreis für das beste Quadrat erhielt der ehemalige Lüpertz-Schüler Jörg W. Schirmer mit seiner Skulptur "Schreitende" von 2007. Mit einer opulent gedeckten Tafel kam Este Galashire kam auf den dritten Platz. In ihrer Installation "Rendez-Vous" kombinierte sie verbrannte Teile von Zeitungen und Magazinen, von Computer- und Handyteilen zu einem Ensemble, das den Betrachter glauben ließ, ein köstliches Essen warte auf ihn. Die Kölner Künstlerin bezeichnet dies als "Parallelisierung von Lebensmittel- und Informationskonsum".
Die Halle 6 war allein der Fotografie vorbehalten. Neben 16 weiteren Teilnehmern stellte dort auch das Iserlohner Künstlerduo R 100 sein Bildereihe "Zwischen den Zeichen" aus. Das Publikum wählte die digitalen Experimente hinter Este Galashire auf den zweiten Platz.
Künstler, Kunsthändler, Käufer – ein Konzept rundet sich
Die Malerei war zur contemporary art ruhr nur spärlich vertreten. Die
Künstler, die dieses Handwerk wirklich verstehen, wurden fast ausnahmslos von
Galeristen vertreten, die sich zum ersten Mal im Rahmen
der KunstQuadrate präsentierten. Der große Zulauf stimmte die Kunsthändler sehr zuversichtlich, so dass sie die Messe 2008 bereits fest einplanen. Wie auch der Essener Galerist Jürgen Kalthoff, der erst im September seine Künstler bei der Jam Art auf Mallorca vertrat.
Auf Zollverein zeigte Kalthoff Arbeiten der in Düsseldorf ansässigen Künstlerin Nina Fandler, die auf großen Formaten ein beeindruckendes malerisches Können zeigt. Neben ihr, die bei Konrad Klapheck studierte und dann Meisterschülerin von Jan Dibbets war, vertritt Kalthoff auch Peter Rusam und Matthias Meyer. Beide wurden vom Malerfürsten Gerhard Richter zu Meisterschülern berufen.
Den Studenten bereits arrivierter Künstler, so könnte man nun denken, fällt der Schritt aus dem Atelier in den Kunstmarkt leicht, da Namen nun mal ziehen. Wie weit die Zöglinge der Großen dann in der Lage sind, sich zu emanzipieren, das Gelernte zu nutzen und dennoch ihren eigenen Stil zu entwickeln zeigt sich dann, wenn sie auf sich selbst gestellt sind. Und genau dann sind sie in keiner anderen Position, als die freien Künstler, die keinen auf Platz 1 gerankten Lehrer im Hintergrund haben.
Extraschicht für das KunstQuadrate-Forum 2008
Allerdings hat nicht jeder Künstler – sehen wir mal von dem Briten
Damien Hirst ab – das geschäftliche Know-How, um seine Kunst erfolgreich an
den Sammler oder in die Museen zu bringen. Kontakte hat er vermutlich noch
weniger, so dass schließlich doch eine kompetente und erfahrene Hand
dem kreativen Kopf die Organisation seiner Geschäfte im weitesten Sinne
abnehmen sollte. Die Erweiterung der contemporary art ruhr von einer reinen Künstlerpräsentation zu einer Messe, bei der Künstler und Handel aufeinandertreffen ist deshalb nur logisch. Denn hier können die zueinander finden, die sich vielleicht schon lange suchen.
Es ist schon merkwürdig, dass die Ruhr 2010 GmbH die KunstQuadrate nicht auf ihrem Zettel hat. Froh sollten sie sein, dass aus dem kleinen
Pilotprojekt einer Kunsthistorikerin und eines bildenden Künstlers eine Veranstaltung gewachsen ist, die nicht nur im Ruhrgebiet einzigartig ist.
Spätestens für den 20. Juni 2008 sollte sich die Brunnenstraße also endlich den Wecker stellen. Dann findet nämlich in der Kokerei Zollverein wieder das KunstQuadrate-Forum für Medienkunst und Fotografie statt.