Zurück
Standpunkte, Stimmen und Kommentare
Standpunkte, Stimmen und Kommentare
Ohne Werbung können wir dieses Blog leider nicht betreiben. Deshalb bitte auf „Akzeptieren“ klicken, um das Blog mit Werbung zu nutzen und uns sowie unseren Werbepartnern das Setzen von Cookies zu gestatten (Zustimmung ist jederzeit widerrufbar).
Nein, ohne Werbung nutzen Akzeptieren >>
Details zu allen Cookies, über unsere Partnern und zur Möglichkeit, die Zustimmung zu widerrufen, gibt es in den Hinweisen zum Datenschutz.
Einen Besucheransturm erwartet das K20 zur Eröffnung von „Pablo Picasso – Malen gegen die Zeit“. Ist die Welt denn nun reif genug für sein einst so schändlich geschmähtes Spätwerk?
Endlich ist es so weit! Bereits während ihrer Laufzeit in der Albertina in Wien verzeichnete die Schau Besucherrekorde. Nun kommen die lange umstrittenen Arbeiten des großen Pablo Picasso auch zu uns. Genauer gesagt nach Düsseldorf ins K20.
350 000 Kunstinteressierte drängten sich bisher vor den Werken, die noch vor dreißig Jahren mit Häme und Spott übergossen wurden. "Terpentinbesoffen! So nannte ihn der französische Objektkünstler Marcel Duchamp."
Werner Spies verstand es, die große Schar der Journalisten zu begeistern, die sich gestern morgen zur Vorbesichtigung in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen eingefunden hatte.
"Er ist ein Tattergreis, der seinen Stift nicht mehr halten kann!", so seien die noch harmloseren Bemerkungen über den alternden Meister der klassischen Moderne gewesen. Spies erzählt weiter: "Anlässlich eines meiner Besuche bei Picasso in Mougin", es muss in den späten 60er Jahren gewesen sein, "fragte er mich, wie seine neue Ausstellung in der Galerie Louise Leiris in Paris bei der Öffentlichkeit ankäme. Ich erzählte ihm von den Stimmen, die ihn für den besagten Tattergreis hielten. Picasso nahm einen Stift und ein Blatt Papier. Dann zog er – ohne abzusetzen – einen perfekten Kreis."
Alles ist gesagt. Wer weiß Neues über Pablo Picasso?
Des Kurators Leidenschaft auch für das lange umstrittene Spätwerk und seine profunden Kenntnisse über den Künstler selbst, lassen alle Zuhörer hoffen, Neues zu erfahren. Denn über Pablo Picasso ist alles geschrieben und alles berichtet. Jeder, der über Picasso schreibt, außer Werner Spies vielleicht, kann nur das reproduzieren, was andere längst notiert, beschrieben oder gefilmt haben.
Vielleicht gibt es noch keine Röntgen-Bilder seines Gehirns im öffentlichen Zugriff, doch so etwas oder Ähnliches werden wir bestimmt auch bald zu sehen bekommen.
Also hungert die schreibende Zunft nach einer Winzigkeit, nach einer kleinen, noch nie erzählten Anekdote, die Pablo Picasso vielleicht zu einem ganz normalen Menschen macht und ihn uns somit ein bisschen näher rückt.
Und so kam unvermeidlich die Sprache auf den leuchtenden orange-gelben Bademantel. Zu Pablo Picassos neunundachtzigsten Geburtstag machte der spanische Fotograf Roberto Otero das Foto, dass nun das riesige Banner an der Fassade der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen ziert. Es ist ein wunderbares Foto, das Picasso vor dem großen Gemälde "Paar" vom 9. Oktober 1970 zeigt.
Der gelbe Bademantel ist unbefleckt, bleibt es aber wohl nicht lange
1961 hatte er sich gemeinsam mit Jaqueline Roque nach Mougins zurückgezogen. Dort, bis zu seinem Tode 1973, entstanden in fast vollkommener Isolation, die 60 Gemälde, 30 Zeichnungen, acht Skulpturen und etwa 60 Radierungen, die ab heute in der Ausstellung "Picasso – Malen gegen die Zeit" im K20 zu sehen sind. Auch zu dem orange-gelben Bademantel hat Werner Spies, der von 1997 bis 2000 Direktor des Centre Pompidou in Paris war, natürlich eine kleine Geschichte.
"Der Bademantel war ein Geschenk zu seinem neunundachtzigsten Geburtstag. Denn Picasso hatte kein Kleidungsstück, dass frei von Farbsprenkeln war. Ein so makelloser Bademantel muss nagelneu gewesen sein!"
Auch im Alter war Picasso ein brillianter Maler und ein vielleicht noch größerer Zeichner, der wusste, dass er sterben muss. Im Grunde bleibt nichts Neues zu schreiben über den größten Maler des 20. Jahrhunderts, der immer am Gegenstand und an den Geschichten seiner Bilder festhielt. Der von den Abstrakten und den Informellen der Nachkriegszeit verspottet und im Alter von den Kunstkritikern in Grund und Boden geschrieben wurde. Dem der Hass seiner Künstlerkollegen entgegenschlug, weil sie verzweifelt versuchten, sich von seiner Übermacht und Präsenz in der Kunst des 20. Jahrhunderts zu lösen.
Mehr über Pablo Picasso ist in unzähligen Publikationen nachzulesen. Jedoch nur die Originale, die wilden Malereien und im Gegensatz die sehr intellektuellen Zeichnungen, können die Aura transportieren, die Pablo Picassos Werke nuneinmal haben. Werner Spies und Armin Zweite, Leiter der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, haben als kongeniales Team einen traumhaften "Picasso" zusammengestellt, der gesehen werden muss.
"Pablo Picasso – Malen gegen die
Zeit", 3. Februar bis zum 28. Mai 2007 im K20, Düsseldorf